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Kluge Sprüche von Johann Wolfgang von Goethe

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Jeder neue Tag hat zwei Griffe. Wir können ihn am Griff der Ängstlichkeit oder am Griff der Zuversicht halten. Henry Ward Beecher

Wenn es regnet, können Truthahnküken ertrinken, wenn sie mit geöffnetem Schnabel nach oben sehen. Frisch geschlüpfte Truthahnküken sind blind und sehr empfindlich. Sie überleben nicht, wenn sie nicht sofort lernen, korrekt zu fressen und zu trinken.

Fremdwort: acidophil = mit sauren Farbstoffen färbbar

Quiz: Bei welchem deutschen Verein begann Andreas Köpke seine Torwart-Karriere? 1. FC Nürnberg

Alles Vollkommene in seiner Art muss über seine Art hinausgehen. Alles, was uns imponieren soll, muss Charakter haben. Auch in der Ferne zeigt sich alles reiner, was in der Gegenwart uns nur verwirrt. Aufmunterung nach dem Tadel ist Sonne nach dem Regen, fruchtbares Gedeihen. Beifall lässt sich, wie Gegenliebe, wünschen, nicht erzwingen. Blumen sind die schönen Worte und Hieroglyphen der Natur, mit denen sie uns andeutet, wie lieb sie uns hat. Das Betragen ist ein Spiegel, in welchem jeder sein Bild sieht. Das Leben gleicht jener beschwerlichen Art zu wallfahrten, wo man drei Schritte vor und zwei zurück tun muss. Das Mögliche soll der Entschluss beherzt sogleich beim Schopfe fassen. Dass ich fröhlich bin, die Sachen leicht nehme, rasch lebe, das ist mein Glück. Der Anblick eines wahrhaft Glücklichen macht glücklich. Der Feige droht nur, wo er sicher ist. Der geringste Mensch kann komplett sein, wenn er sich innerhalb der Grenzen seiner Fähigkeiten und Fertigkeiten bewegt. Der gesunde Menschenverstand ist der Menschheit Genie. Der Himmel führt oft Unglückliche zusammen, dass beider Elend gehoben werde. Der Irrtum kann nur durch das Irren geheilt werden. Der ist nicht fremd, der teilzunehmen weiß. Der Mensch wirkt alles, was er vermag, auf den Menschen durch seine Persönlichkeit. Der Mut stellt sich die Wege kürzer vor. Der Witz setzt immer ein Publikum voraus. Darum kann man den Witz auch nicht bei sich behalten. Für sich allein ist man nicht witzig. Der Zweck des Lebens ist das Leben selbst. Die beste Bildung findet ein gescheiter Mann auf Reisen. Die Eifersucht ist eine Leidenschaft, die Eifer sucht und Leiden schafft! Die Freude ist die Mutter aller Tugenden. Die Gebirge sind stumme Meister und machen schweigsame Schüler. Die Halbnarren und die Halbweisen, das sind die gefährlichsten. Die Irrtümer des Menschen machen ihn eigentlich liebenswürdig. Die Konsequenz der Natur tröstet schön über die Inkonsequenz der Menschen. Die Kunst ist eine Vermittlerin des Unaussprechlichen. Die Menschen werden durch Gesinnungen vereinigt, durch Meinungen getrennt. Die Natur ist das einzige Buch, das auf allen Blättern großen Inhalt bietet. Die Reise gleicht einem Spiel; es ist immer Gewinn und Verlust dabei und meist von unerwarteter Seite. Die Schwierigkeiten wachsen, je näher man dem Ziele kommt. Die Sinne trügen nicht, aber das Urteil trügt. Die Sorge geziemt dem Alter, damit die Jugend eine Zeit lang sorglos sein könne. Die wahre Liberalität ist Anerkennung. Die Zeit ist mein Besitz, mein Acker ist die Zeit. Die Zeit ist unendlich lang und ein jeder Tag ein Gefäß, in das sich sehr viel eingießen lässt. Ein Tag der Gunst ist wie ein Tag der Ernte: Man muss geschäftig sein, sobald sie reift. Einem Klugen widerfährt keine geringe Torheit. Einer neuen Wahrheit ist nichts schädlicher als ein alter Irrtum.

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Erfahrung ist immer eine Parodie auf die Idee. Es gibt Bücher, durch welche man alles erfährt und doch zuletzt von der Sache nichts begreift. Es gibt in der Natur ein Zugängliches und ein Unzugängliches. Dieses unterscheide und bedenke man wohl und habe Respekt. Es gibt zwei friedliche Gewalten: das Recht und die Schicklichkeit. Es hört doch jeder nur, was er versteht. Es ist klug und kühn, dem unvermeidlichen Übel entgegenzugehen. Es ist nicht genug, zu wissen, man muss es auch anwenden. Es ist nicht genug, zu wollen, man muss es auch tun. Es ist nichts fürchterlicher als Einbildungskraft ohne Geschmack. Es ist nichts schrecklicher als eine tätige Unwissenheit. Es ist Pflicht, andern nur dasjenige zu sagen, was sie aufnehmen können. Freunde offenbaren einander gerade das am deutlichsten, was sie einander verschweigen. Gebraucht die Zeit, sie geht so schnell von hinnen, doch Ordnung lehrt euch Zeit gewinnen. Glaube dem Leben; es lehrt besser als Redner und Buch. Grau, teurer Freund, ist alle Theorie, und grün des Lebens goldener Baum. Handeln ist leicht. Denken schwer, nach dem Gedanken handeln unbequem. Ich weiß wohl, dass man dem das Mögliche nicht dankt, von dem man das Unmögliche gefordert hat. Immer zu misstrauen ist ein Irrtum, wie immer zu trauen. In dem Moment, wo du dich einer Sache wirklich verschreibst, rückt der Himmel in deine Reichweite. Je mehr du fühlst, ein Mensch zu sein, desto ähnlicher bist du den Göttern. Je näher wir der Natur sind, desto näher fühlen wir uns der Gottheit. Keine Weisheit, die auf Erden gelehrt werden kann, vermag das zu geben, was uns ein Wort, ein Blick der Mutter gibt. Koketterie ist Egoismus in der Form der Schönheit. Lachen, Weinen und Schmerz sind Geschwisterkinder. Lerne alt zu werden mit einem jungen Herzen. Das ist die Kunst. Lerne nur, das Glück ergreifen, denn das Glück ist immer da. Liebe schwärmt auf allen Wegen; Treue wohnt für sich allein. Liegt dir gestern klar und offen, wirkst du heute kräftig frei, kannst auch auf ein Morgen hoffen, das nicht minder glücklich sei. Man muss immerfort verändern, erneuern, verjüngen, um nicht zu verstocken. Man muss oft etwas Tolles unternehmen, um nur wieder eine Zeitlang leben zu können. Man sieht die Blumen welken und die Blätter fallen, aber man sieht auch die Früchte reifen und neue Knospen keimen. Man sollte die Dinge so nehmen, wie sie kommen. Aber man sollte auch dafür sorgen, dass sie so kommen, wie man sie nehmen möchte. Maß ist überall gut, bei allen Dingen. Mut hat Genie, Kraft und Zauber inne. Nicht die Umstände bestimmen uns, sondern wir bestimmen unsere Umstände. Nichts ist höher zu schätzen als der Wert des Tages. Nichts taugt Ungeduld, noch weniger Reue: Jene vermehrt die Schuld, diese verschafft neue. Niemand weiß, wie weit seine Kräfte gehen, bis er sie versucht hat. Nur was der Augenblick erschafft, das kann er nützen. Sich mitzuteilen ist Natur; Mitgeteiltes aufzunehmen, wie es gegeben wird, ist Bildung. Säen ist nicht so beschwerlich als ernten. Tu nur das Rechte in deinen Sachen; das andre wird sich von selber machen.
Und wenn ihr euch nur selbst vertraut, vertrauen euch die anderen Seelen. Unser Schicksal ist seiner Bestimmung näher, wenn wir nicht selbst Herren darüber sind. Verschwiegenheit zu fordern ist nicht das Mittel, sie zu erlangen. Verstand und Vernunft sind ein formelles Vermögen. Das Herz liefert den Gehalt, den Stoff. Vieles geht in der Welt verloren, weil man es zu schnell verloren gibt. Von der Gewalt, die alle Menschen bindet, befreit der Mensch sich, der sich überwindet. Von Natur besitzen wir keinen Fehler, der nicht zur Tugend, keine Tugend, die nicht zum Fehler werden könnte. Wahrheitsliebe zeigt sich darin, dass man überall das Gute zu finden und zu schätzen weiß. Was einem angehört, wird man nicht los, und wenn man es wegwürfe. Was man erfindet, tut man mit Liebe, was man gelernt hat, mit Sicherheit. Was man in der Jugend wünscht, hat man im Alter in Fülle. Was man nicht versteht, besitzt man nicht. Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen. Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen. Wenn man einmal weiß, worauf alles ankommt, hört man auf, gesprächig zu sein. Wenn man von Leuten Pflichten fordert und ihnen keine Rechte zugestehen will, muss man sie gut bezahlen. Wer auf sich etwas hält, darf andere nicht gering schätzen. Wer freudig tut und sich des Getanen freut, ist glücklich. Wer keine Liebe fühlt, muss schmeicheln lernen, sonst kommt er nicht aus. Wer lange bedenkt, der wählt nicht immer das Beste. Wer nicht eine Million Leser erwartet, sollte keine Zeile schreiben. Wer nicht neugierig ist, erfährt nichts. Wer sich nicht nach der Decke streckt, dem bleiben die Füße unbedeckt. Wer sich nicht zu viel dünkt, ist viel mehr, als er glaubt. Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen. Wer über eine Beleidigung weint, dem werden mehrere begegnen. Wer's Recht hat und Geduld, für den kommt auch die Zeit. Widerspruch und Schmeichelei machen beide ein schlechtes Gespräch. Wie es auch sei, das Leben, es ist gut. Wie fruchtbar ist der kleinste Kreis, wenn man ihn wohl zu pflegen weiß. Wie viel bist du von anderen unterschieden? Erkenne dich, leb mit der Welt in Frieden! Willst du dich am Ganzen erquicken, so musst du das Ganze im Kleinsten erblicken. Wir behalten von unseren Studien am Ende doch nur das, was wir praktisch anwenden. Wir haben genug Zeit, wenn wir sie richtig verwenden. Wir hoffen immer, und in allen Dingen ist besser hoffen als verzweifeln. Wir wollen alle Tage sparen und brauchen alle Tage mehr. Wir würden gar vieles besser kennen, wenn wir es nicht zu genau erkennen wollten. Über Rosen lässt sich dichten, in die Äpfel musst Du beißen. Zur Resignation gehört Charakter. Zwar weiß ich viel, doch möchte ich alles wissen. Zwei Dinge sollten Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.